Next Quality Circle – Annäherung an einen zeitgemäßen und progressiven Qualitätsbegriff
#4 Verantwortungsvolle Wertschöpfung für den Gebrauch
Am Beginn des 20. Jahrhundert und in der Hochphase der Industrialisierung in Deutschland gründete sich der Deutsche Werkbund. Er gründete sich auch vor dem Hintergrund einer um die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzenden Lebensreformbewegung.
Diese eigentümliche, sich in Erscheinungen und Erwartungen scheinbar widersprechende Melange begleitet die Arbeit des Bundes über mehr als ein Jahrhundert; einen Zeitraum also, der sich auszeichnet durch sozialen und politischen Wandel, durch Wachstum, Wohlstand und eine beispiellose Vernichtung von Ressourcen und Natur.
Der satzungsverbürgte Auftrag des Bundes ist »die Veredelung der gewerblichen Arbeit«.
Wie also steht es um diesen Anspruch, um Produkte/Waren und Arbeit - oder sollte man besser von Gütern und Wertschöpfungsprozessen (vom Wert der Arbeit) sprechen? Und wie verhält es sich zuletzt mit dem Konsum, der als Verbrauch von Ressourcen, Landschaft und Natur globale Maßstäbe überschritten hat. Welchen Sinn und welche Qualität kann im Erschaffen immer neuer Dinge liegen, wenn wir schon fast alles im Übermaß besitzen? Wie könnte Wertschöpfung von diesem Überfluss entkoppelt werden und welchen Einfluss hätte eine solche Suffizienz auf das Qualitätsempfinden? Welche neuen Aufgabenstellungen für Gebrauchsgüter und Wertschöpfung entstehen durch die Folgen des Klimawandels und der Umweltzerstörung sowie den damit verbundenen Folgen für die Gesellschaften.
Es gilt also verantwortungsvolle Antworten zu finden, die jene beiden Strömungen, die zur Gründung des Werkbundes führten, in ein zukunftsfähiges, d.h. überlebensfähiges Verhältnis setzen.
Die Frage, die sich aus dieser Verantwortung ableitet, wie Gestaltung auf Umweltzerstörung, Klimawandel, Ressourcenverbrauch und soziale Ungerechtigkeiten verantwortungsvoll reagieren muss, wie also verantwortungsvolle Wertschöpfung für den Gebrauch realisiert werden kann, ist Gegenstand der Diskussion.
Mit Impulsen von
- Teresa Novotny, Hochschule Darmstadt
»Reflexion als Formwerkzeug – gendersensibles Produktdesign« - Stephan Ott, Institute for Design Research and Appliance
Weitere Informationen und Anmeldung
Next Quality Circle
Es sind die Vorstellungen von und die Ansprüche an Qualität, die unser Handeln und Verhalten bestimmen. Sie sind die Grundlage für das, was wir für wertvoll und erstrebenswert halten, wonach wir uns sehnen und an dem sich unser Einsatz an Zeit, Geld und Knowhow bemisst.
Dies gilt für jeden Lebensbereich und betrifft das soziale Miteinander, unsere Kaufentscheidungen, unsere Produktionsweisen – generell unseren Selbstbezug sowie unsere Lebensbezüge. Der Qualitätsbegriff dient der Orientierung, zugleich ist er ambivalent, dynamisch, kontextgebunden, transdisziplinär, multidimensional, heterogen und polymorph. So wie unsere Gesellschaft durch veränderte Wahrnehmung neue Maßstäbe setzt, so muss sich auch der Qualitätsbegriff verändern und neuen Maßstäben Raum geben.
An fünf Abenden werden wir mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen über Qualitätsempfinden, Qualitätsentscheidungen und Qualitätsbegriffe diskutieren. Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der »Initiative Next Quality« und der Schader-Stiftung. Die »Initiative Next Quality« ist eine Zusammenarbeit von Deutscher Werkbund Hessen, der Strategic Design Agentur Iconstorm und dem Transformationsnetzwerk re:nu.