COME ON
COME
ON
THEY SAY

Archive im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

Hintergrund

Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) gewinnen Archive eine neue Relevanz, da sie wichtige Fragen zur Genese von KI und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft aufwerfen. Luciana Duranti, eine renommierte Archivarin, betont in ihrem Werk »The Long-Term Preservation of Authentic Electronic Records: Findings of the InterPARES Project«, dass Archive nicht nur dazu dienen, Informationen zu bewahren, sondern auch deren Kontext über Generationen zu erhalten. Diese Übertragung von Bedeutung und Kontext spielt eine zentrale Rolle in einer Welt, in der KI-Technologien unser Verständnis von Wissen und Erinnerung transformieren.

So erlangen Archive heute eine neue, brisante Bedeutung. Kate Crawford und Vladan Joler unterstreichen in ihrer Arbeit »Anatomy of an AI System« (gezeigt von Frankfurter Kunstverein im Rahmen der Ausstellung »How to Make a Paradise – Sehnsucht und Abhängigkeit in generierten Welten«) die problematische Natur der Datengewinnung und Nutzung für KI-Modelle. Sie argumentieren, dass die großen Datensätze, die heute primär für das Training von KI genutzt werden, oft unter der Kontrolle einer kleinen Anzahl von Entitäten sind. Kontrastieren dazu sind Daten, die im Web nicht verfügbar oder je waren nicht Teil dieser Datensätze. Dies führt zu einer unvollständigen Repräsentation menschlichen Wissens und birgt das Risiko von Verzerrungen und Biases, wie sie auch in der Theorie der sozialen Konstruktion von Technologie betont werden. Diese Theorie, entwickelt von Wiebe Bijker und Trevor Pinch, legt nahe, dass KI-Modelle nicht einfach die Realität widerspiegeln, sondern aktiv konstruieren.

Foto: Jan Wöckel
Foto: Jan Wöckel
Foto: Jan Wöckel
Foto: Jan Wöckel

Die Nutzung unvollständiger Datensätze begünstigt Verzerrungen und Biases, die zu falschen Ergebnissen oder Einschätzungen der Systeme führen können, was letztlich auch bishin zu einer gesellschaftlichen Spaltungen führen kann. Dies unterstreicht die Dringlichkeit, diese Problematik anzugehen und Mechanismen zu entwickeln, um Verzerrungen und Biases in KI-Modellen zu erkennen und anzugehen.

Als Möglichkeit der Partizipation bietet die Open-Source-Community die Möglichkeit, sich aktiv an der Entwicklung von KI-Technologien zu beteiligen. Eric S. Raymond, ein Pionier der Open-Source-Bewegung, beschreibt in seinem Werk »The Cathedral and the Bazaar« die Vorzüge quelloffener Software. Durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen entsteht eine kollektive Intelligenz, die zu einer gerechteren und inklusiveren Zukunft beitragen kann.

Angesichts dieser Erkenntnisse ist es entscheidend, dass wir uns als Gesellschaft gemeinsam an der Gestaltung von KI beteiligen. Tim O'Reilly betont in seinem Essay »What Is Web 2.0« die Bedeutung partizipatorischer Kulturtheorien für die Entwicklung von Technologie. Er argumentiert, dass eine aktive Beteiligung an der Gestaltung von KI-Technologien notwendig ist, um sicherzustellen, dass sie die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Perspektiven angemessen repräsentieren und zu einer gerechteren Zukunft beitragen.

Ausstellung

»COME ON COME ON THEY SAY« zeigt Arbeiten und Artefakte von Studierenden des Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt. Entstanden sind diese in zwei Kursen, die sich auf unterschiedliche Weise mit der Bedeutung von und der Auseinandersetzung mit Archiven beschäftigten.

Foto: Jan Wöckel
Foto: Jan Wöckel

Im von Su Korbjuhn betreuten Kurs beschäftigten die Studierenden sich grafisch wie inhaltlich mit selbst erstellten oder bestehenden Archiven.

Im Kurs von Felix Dölker nutzen die Studierenden selbst erstellte Sammlungen als Datensätze für das Finetuning des Open Source Bildgenerators »Stable Diffusion«. Die entstandenen LoRAs sind kleine Modelle, die wie ein Modul zusammen mit Stable Diffusion zur Erzeugung von Bildern genutzt werden, die ohne sie nicht generiert werden könnten. Dieser Prozess des Finetunings ermöglicht es also – technisches Verständnis vorausgesetzt – eigene Modelle zu trainieren. Dieser Eingriff ermöglicht also im Gegensatz zur Gestaltung mit Künstlicher Intelligenz die aktive Gestaltung von Künstlicher Intelligenz und eröffnet komplett neuartige und spannende Anwendungsfelder.

Foto: Jan Wöckel
Foto: Jan Wöckel
Foto: Jan Wöckel
Foto: Jan Wöckel

Beteilligte

  • Katharina Allebrand
  • Luise Biedermann
  • Senay Dogru
  • Michelle Engelage
  • Jacqueline Funck
  • Sidney Gschwender
  • Lena Helbig
  • Milos Hesse
  • Kaja Kaiser
  • Robin Klaus
  • Nicole Knutas
  • Max Mäder
  • Hannah Reinhard
  • Julia Ruppert
  • Dominic Saravanamuttu
  • Jennifer Schmitt
  • Anna Schnabel
  • Lisa Schnürer
  • Davit Tsiklauri
  • Jan Hendrik Wöckel
  • Sarah Wiesner
  • Olivia Wilk

Betreuung

  • Felix Dölker
  • Su Korbjuhn

Ausstellung

Datum

16.07. – 14.08.24

Ort

Details

Vernissage
Dienstag, 16. Juli
um 19:00 Uhr

Öffnungszeiten
Di. & Mi. 15.30 – 18.30 Uhr

Datum

10.07.2024

Verfasser

Deutscher Werkbund Hessen e.V.

Tags

Ausstellungen
Foto: Jan Wöckel
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Foto: Jan Wöckel
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